Donnerstag, 28. Oktober 2010

4 Tage im Lake District






Da die Schulkinder momentan ihr Schulferien genießen, haben wir uns, Emeline und ich, auf den Weg in ein Seen- und Wandergebiet im Norwesten Englands, dem Lake District (http://www.lakedistrict.gov.uk/), gemacht. In diesem Gebiet liegt Englands höchster Berg, Sca Fell mit 963m (Emeline beschreibt die Berge dieses Gebiets gern als Hügel, da sie in der Schweiz auf etwa 900 Metern lebt.) Hier ein kleiner Überblick über unsere Erlebnisse:

Montag, der 25/10/10:

Unsere Reise führte uns über Lancaster nach Windermere am Windermere See, im Zentrum und gleichzeitig niedrigsten Punkt des Lake Districts. Im Städtchen Ambleside lag unser Hostel ebenfalls an diesem wunderschönen, großen See mit eigenem Steg. Überraschenderweise waren in unserem Hostel viele große englische Familien und nur sehr wenige Ausländer. Ambleside ist ein hübsches kleines Städtchen und der perfekte Ausgangspunkt für Touren in die Berge. Obwohl schon 100 n. Chr. das erste Mal erwähnt, machte sich das Städtchen, mit seinen heute ca. 2500 Einwohnern + Touristen, im Mittelalter mit dem Handel von Wolle einen Namen.

Dienstag, der 26/10/10:
Am Dienstag sind wir in ein malerisches Dorf, genannt Grasmere, gefahren, welches aus den typischen englischen Steinhäusern besteht und im Dauerregen (einziger Regentag, dafür aber durchgehend) und Nebel sehr mysteriös und heimelig aussah. Neben einer kleinen Pfefferkuchen-Bäckerei gibt es eine sehr rustikale Kirche. Eine Hauptattraktion des Dorfes ist das Haus von und die Ausstellung über William Wordsworth, einem berühmten englischen, romantischen Schriftsteller (1770-1850), der viele Künstler in diese Region lockte und unter anderem mit Samuel Taylor Coleridge befreundet war. Sein bekanntestes Gedicht heißt "I wandered lonely as a cloud", ist aber meistens nur unter "The Daffodils" bekannt. Trotz Regen haben wir noch eine Wandertour durch die Berge um zwei Seen unternommen und kamen so nass wie noch nie in unserem Hostel an.

Mittwoch, 27/10/10:
Castlerigg Stone Circle
Am Mittwoch, unserem Wandertag mit sonnigem und windigem Wetter, sind wir durch die Berge nach Keswick (nördlich von Ambelside) gefahren. Keswick, abgeleitet von den altnordischen Wörtern cese und wik = Käserei, liegt am nördlichen Ende des Derwent Waters. Unsere erste Wanderung vom Zentrum führte uns 6 Kilometer durch die Berge und über Felder zum Steinzirkel, genannt Castlerigg Stone Circle, in den Bergen. Dieser Kreis wurde vermutlich um 3200 v. Chr. gebaut und ist damit um 100 Jahre älter als der Steinkreis "Stonehenge" in Wiltshire im Süden Englands. Man vermutet, dass dieser Kreis ein Marktplatz gewesen ist.
Derwenter Water
Im Anschluss haben wir uns dann auf eine 12 Kilometer lange Tour zum Dörfchen Rosthwaite. Der Wanderweg führte uns entlang des großen Sees Derwentwater in das Tal Borrowdale Valley und gab uns ein abwechslungsreiches, herbstliches Bild der Region. Leider war ein kleines und gemütliches Teehaus am Ende dieser "unendlich" langen Wanderung, das ersehnte Tagesziel, geschlossen und so konnten wir unseren nachmittäglichen Tee erst in Keswick zu uns nehmen.

Donnerstag, 28/10/10:
Zufrieden und erholt haben wir heute unsere Rückreise angetreten, erfüllt von den schönen herbstlichen Eindrücken einer weiteren schönen Gegend Englands. Ich hoffe, dass euch einige Bilder die Schönheit dieses Naturschutzgebiet erkennen lassen konnten.

Blick auf das Derwenter Water

Swing - Tanznachmittag



Am Sonntag, den 24/10/10 beschlossen Emeline und ich uns unter das englische Volk auf einem Tanznachmittag mit dem Motto SWING zu mischen. Passend gekleidet fanden wir uns gegen 15:00 im Saal des Rathauses der Kleinstadt Skipton wieder. Neben englischem Tee (Schwarztee + Milch) gab es leckeren Kuchen und hübsche Törtchen, dazu Tanzmusik aus den 20er und 30er Jahren mit dem typischen blechernen Sound und eine Tombola. Die Gesellschaft bestand zu 2/3 aus schicken älteren Damen und Herren, die sich gekonnt zu Balboa, Charleston, Swing und Lindy Hop bewegten. Der Rest (Kinder, Jugendliche, Erwachsene) bekamen im Verlauf des Nachmittags noch eine Einführung in die Grundschritte des Swings. Als grönenden Abschluss wurden Emeline und ich noch von zwei galanten Herren zu einem Tänzchen aufgefortert, die uns gekonnt über das Parkett führten.

Freitag, 22. Oktober 2010

Andersartigkeit- Auf Entdeckungsreise

Bei einem gestrigen Treffen der Deutschen Fremdsprachenassistenten wurden uns nochmal einige seltsame Regeln und Marotten der Engländer erklärt, die bei uns in den ersten Wochen nur Kopfschütteln und Fragezeichen hervorriefen. Wo fange ich am besten an?

REGELN und ÄNGSTE der Lehrer:

GEFÜRCHTETES KOMITEE: Wie ich bereits in einem meiner ersten Berichte erwähnt habe, benötigen die englischen Lehrer keinen Abschluss in einem zweiten oder dritten Fach, um es unterrichten zu dürfen. Allerdings hospitiert bei jedem Lehrer einmal pro Schuljahr ein Mitglied aus einem außerschulischen Komitee und benotet diesen. Die Note aller Lehrer bestimmt gleichzeitig die Bewertung der Schule. Sowohl der Lehrer als auch die Schule werden in drei Level eingestuft (super, okay, verbesserungswürdig) und der Lehrer oder die Schule, die als verbesserungswürdig eingestuft werden, müssen bestimmte Programme besuchen und werden erneut gecheckt. Diese Lehrgänge und andere Hilfen für Schulen mit einer schlechten Bewertung trägt der Staat, welcher die Schule gleichzeitig unterstützt. Wenn es keine Verbesserung gibt, kann die Schule geschlossen werden. Der positive Effekt ist, dass die Sprachlehrer, welche keinen Abschluss haben, trotzdem etwas von ihrem Fach verstehen müssen. ABER bei ihnen hospitieren größtenteils fachfremde Leute, die weder Deutsch, Französisch oder Spanisch verstehen.

NOTENDRUCK: Am Ende jedes Schuljahres muss jede Klasse eine bestimmte Anzahl an sehr guten (1 = A), guten (2 = B) und befriedigenden (3 = C) Zensuren haben, ansonsten muss der Lehrer oder die Schule zur Zufriedenheit des Komitees erneut an der Schulstruktur basteln. Das bedeutet für Schüler und Lehrer ein ständiges Hinarbeiten auf Noten und Klassenarbeiten. Außerdem wird wenig Kultur und zusätzliche Informationen über Deutschland, Spanien und Frankreich behandelt, da sie nicht prüfungsrelevant sind.

SCHWUND DER FREMDSPRACHEN: Zum Leid aller Fremdsprachenlehrer und Universitätsprofessoren gibt es immer weniger Schüler die ihr Abitur in einer Fremdsprache ablegen, da es seit 2007 ein freiwilliges Fach ist. Daher ist Deutsch an letzter Stelle bei der Beliebheitsskala hinter Spanisch und Französisch. An den Universitäten werden wir sogar von Japanisch überholt. Könnt ihr das glauben? Leider sind die Schüler auch sehr schwer zu motivieren eine andere Sprache zu lernen, da sie Englisch für die wichtigste Sprache halten und auch in den meisten Berufen keine Fremdsprachenkenntnis vorausgesetzt werden.

VORSICHT LEHRER: Kinder und Jugendliche sind in England durch Gesetze sehr gut geschützt, aber leider wird es wieder einmal ein bisschen übertrieben. Ein gefürchtetes Gesetz nennt sich „Health and Safety“ und verbietet jegliches Berühren der Schüler (Schulterklopfen, Antippen…). Um sicher zu stellen, dass jeder Lehrer psychisch okay ist, muss jeder Assistent, Lehrer und jede Person, die mit Kindern Kontakt hat, jährlich ein ärztliches Gutachten einreichen. Der Lehrer darf ohne die Erlaubnis der Schule oder der Eltern keine Fotos von den Kindern machen. (In Deutschland muss nur eine Erlaubnis für das Veröffentlichen von Fotos geholt werden) Die Kinder dürfen sich aber gegenseitig fotografieren und sonstiges tun. Unsere gestrige Professorin nannte diesen Punkt als Ursache für die vielen jungen schwangeren Frauen.

BESTRAFUNG: Jede Schule hat eine „Punishment and Isolation Area“ (= Isolation- und Strafraum). Das heißt Schüler, die stören oder sonstige Dinge im Unterricht tun, werden aus dem Unterricht genommen und müssen in diesem separaten Bereich ihre Aufgaben unter der Beaufsichtigung eines Lehrers erledigen.

Weg von einem sehr anderen Schulsystem zu ein paar allgemeine Informationen:

Zum Leiden aller Assistenten fahren ab 00:00 keine Busse mehr, da die englischen Partygänger vorwiegend Taxen benutzen. (Daher gehen sie auch bei 0 Grad nur im Cocktailkleid bekleidet zur Party) Und um die Leute zu beruhigen, die sich um meine Sicherheit sorgen. Frauen dürfen nachts jederzeit und überall (fern von Haltestellen) Busse heranwinken.

Die Preise der verschiedenen Supermärkte werden in die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten unterteilt. So kauft die Unter- und Mittelschicht vorwiegend in Morrissons ein und die Oberen Schichten in teuren Supermärkten wie Sainsbury’s, M&S und Waitrose. Dazwischen bewegen sich ALDI, LIDL und TESCO. Da ALDI sehr billig ist und Schwarzbrot verkauft, ist es ein Anlaufpunkt für viele Fremdsprachenassistenten.

Möchte man in England eine Turnhalle betreten, muss man zahlen, um durch eine Schranke zu kommen. Es ist anders als die deutsche Hallengebühr, die die Mannschaft zahlt, denn die muss man aus Versicherungsgründen nochmal extra zahlen.

Auch wenn alles ein bisschen anders ist, macht es mir immer wieder Spaß die Unterschiede zu entdecken und nach Erklärungen zu suchen. Außerdem genieße ich es, den ganzen Tag Englisch zu sprechen und zu hören.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Bolton Abbey




Embsay
An diesem Samstag (16/10/) haben wir einen Tagesausflug nach Bolton Abbey (abbey = Kloster) unternommen und schon die Hinfahrt zu diesem Ort war eine kleine Weltreise. Da es nordöstlich von Skipton (siehe letzter Blog) liegt, sind wir zu Fuß von Skipton gestartet und mit der Dampflok von Embsay nach Bolton Abbey gefahren. Die Gleise und die wunderschönen alten Bahnhöfe wurden um 1888 gebaut und schon allein um den Bahnsteig zu betreten, muss der Besucher 1 Pfund bezahlen. Von der Station gibt es eine schöne Wanderstrecke bis zu den Ruinen eines alten Klosters aus dem 12. Jahrhundert, welches das Ziel unseres Ausfluges war. Im Jahre 1154 vermachte Lady Alice de Rumilly dem Orden der Augustiner Mönche das Gelände in Bolton und nach der Auflösung des Klosters 1539 blieb das Kirchenschiff für die Gemeinde erhalten und der Rest wurde Stück für Stück abgetragen. Heute sieht der Besucher neben der beeindruckenden Kirche noch die Ruinen von Teilen des Klosters, welche die ehemalige Pracht der Anlage erahnen lassen. Das am Ufer gelegene Kloster umgibt ein riesiges Gebiet (30 000 Morgen =)), welches mit tollen Wanderwegen am Ufer des Flusses und durch die umgebenden Hügel von Besuchern erforscht werden kann. In einem gemütlichen Tee-Café, welches in den Räumen eines alten gemütlichen Cottages schon eine lange Tradition hat, haben wir bei einer heißen Schokolade mit leckerer Sahne Kraft für den Rückweg getankt und Pläne für das nächste Wochenende geschmiedet.
Kloster
Kirchenschiff




Steighilfe für Reiter




Flussübergang
Tea Cottage


Donnerstag, 14. Oktober 2010

Skipton ("Stadt der Schafe")




Um in den 8 Monaten möglichst viel von Yorkshire zu sehen, haben wir, Emeline und ich, bereits am letzten Wochenende (09/10/ und 10/10/) einen Ausflug nach Skipton gemacht. Die wunderschöne alte Kleinstadt Skipton liegt 45 Minuten Fahrt mit dem Zug nördlich von Leeds und ihr Name ist aus dem angelsächsischen Worten sheep town („Stadt der Schafe“) abgeleitet wurden. Neben einer beeindruckenden alten Kirche (Church of Holy Trinity) gibt es eine sehr mystisch und zugleich romantisch wirkende Burg, welche durch die alten Mauern und der alten Eibe im Innenhof ein gewisse Atmosphäre wie in „Herr der Ringe“ vermitteln. Der größte Teil der heutigen Burganlage stammt aus dem 14. Jahrhundert, jedoch das Eingangstor und andere Teile sind aus den früheren Jahrhunderten. Bis auf den privaten Teil der Burg sind alle Räume für die Touristen zugänglich und mit Tafeln sehr bildhaft erklärt.




Durch Skipton zieht sich ein künstlicher Kanal, der Leeds-Liverpool-Kanal, welcher in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut wurde und jetzt mit kleinen bemalten Booten für Touristen befahren wird. Aufgrund der vielen Bäume am Wasser und des tiefen Tales sieht der wandernde Tourist aber mehr von der wunderschönen Stadt und der beeindruckenden Burg als der bequeme bootsfahrerende Tourist und so haben wir eine kleine Wanderung entlang des Kanals und durch den Wald (Skipton Wood) unternommen. Den Abschluss des Ausfluges stellte eine Besichtigung des sehr schönen Shoppingcenters dar, welches unter einer Arkade entstanden ist. Übrigens ist Thomas Spencer, der Mitbegründer der Kaufhauskette Marks & Spencer, in Skipton geboren.

Samstag, 9. Oktober 2010

Leeds (LIGHT NIGHT)

Leeds City Hall (Rathaus)
Leeds City Market (Markt)
Leeds City Museum  
Erstaunlicherweise hat die Stadt, in der ich meinen momentanen Wohnsitz habe, eine ähnliche Einwohnerzahl wie Dresden und hat ebenfalls den Ruf einer geeigneten Studentenstadt. Sie gehört zur englischen Grafschaft Yorkshire und kulturelle Aktivitäten zu bieten. 730 wurde es erstmals unter dem Namen Loidis und 1207 neu gegründet als Leedes. Hier einige Sehenswürdigkeiten und Bilder:
Civic Hall (Stadthalle)




County Arcade (eine von 8 Arkaden)
Leeds hat zwei Universitäten, die Universität Leeds (gegr. 1904) und die Leeds Metropolitan University (gegr. 1992). Desweiteren 6 staatliche Hochschulen unter anderem für Kunst und Design, Musik, Architektur, Tanz. Leeds hat außerdem Unmengen an Shopping Centers (wie Altmarktgalerie und Centrum Galerie), Cafés und Subways, McDonalds...






Kaleidoskop
Am Freitag, 8.10.2010, war LIGHT NIGHT von 16:00 bis 1:00 in Leeds. Es ist eine Mischung aus Straßenmusik und -cafes, offene Nacht der Museen (freier Eintritt), Dance Performances, Installation (Projektionen an Häusern) und lustigen Leuten auf der Straße. Mit Emeline, einer Französischen Assistentin aus der Schweiz, habe ich mir das Stadtmuseum, welches sehr experimentell besonders für Kinder gestaltet ist. Das Museum ist nach der Entstehungsgeschichte von Leeds gestaltet und man kann die Kleidung und Perücken der damaligen Zeit anziehen, bestimmte Gerüche aus den Zeiten riechen, Häuser mit verschiedenen Materialien bauen und ihre Beständigkeit prüfen usw. Außerdem waren wir noch im Museum des Rathauses, wo unter anderem einige gestickte Wandbehänge aus Bautzen, Görlitz, Altenburg und Berlin ausgestellt sind. In den Arkaden haben wir ein Theaterstück gesehen, der Musik gelauscht und uns als Sprayer versucht.
Straßen-Tee-Café
Arkade voller Grammophone

Emeline (elektronisches Spray)

Meine WG

Nachdem ich bereits lange Zeit in Deutschland nach einer geeigneten WG für die nächsten 8 Monate gesucht hatte, besichtigte ich dieses Haus, Teil eines typischen englischen Reihenhauses. Von Anfang an war die 3er-WG und ich voneinander begeistert und nur 2 Tage später, am 2.10.2010 zog in das Häuschen mit der Nummer 36 im Studentenviertel ein. In der WG leben zwei Mädchen Roz (23) und Ellis (19), die beide Grafikdesign studieren, sehr lustig sind und gerne Party feiern. Außerdem wohnt noch der Freund von Roz, Rambo (eigentlich Scott; 21), der Musik-Management studiert in diesem Haus. Neben unseren eigenen Zimmern in der oberen Etage und unterm Dach haben wir ein großes Wohnzimmer, eine große, gut ausgestattete Küche im Erdgeschoß und einen muffigen Keller. Mein Zimmerchen befindet sich unterm Dach und hat die perfekte Größe für 8 Monate.