Donnerstag, 4. November 2010

Meine Arbeit als Fremdsprachenassistentin

Nach einem Monat in England und Arbeit an meinen Schulen, ist es, denke ich, an der Zeit euch über meine Aufgaben als Fremdsprachenassistentin zu informieren. Ich arbeite an zwei Gymnasium (secondary schools) und besuche jede Schule zweimal die Woche für je 3 Stunden. Da beide Schulen sehr unterschiedliche Herangehensweisen in dem Erlernen von Fremdsprachen und dem Einsatz des/der Fremdsprachenassistenten/in haben, werde ich meine Zusammenarbeit mit ihnen nacheinander vorstellen.

Beckfoot School (http://www.beckfoot.bradford.sch.uk/)

In dieser Schule heißt mich das gesamte Sprachkollegium immer herzlich willkommen und unterstützt durch das gemeinsame Lehrerzimmer für die Sprachlehrerinnen, in dem wir unsere Pausen bei Tee/Kaffee und einem kleinen Plausch verbringen, komme ich sehr gerne in diese Schule und fühle mich bereits als Teil des jungen Kollegiums. Meine Hauptaufgabe als Muttersprachlerin ist das Sprechen der deutschen Sprache, also die mündliche Anwendung des im Unterricht Erlernten. 
      An den Montagen begleite ich eine 9. und 10. Klasse in ihrem Deutschunterricht und habe in Kleingruppen von 5 Leuten kurze Gesprächsrunden. Aufgrund der Klassengröße (25-28 Schüler) verbringe ich meistens nur fünf bis zehn Minuten mit jeder Gruppe und vertiefe oder festige in kurzen Spielen und Fragerunden das aktuelle Stundenthema. (Über neue Spielideen im Rahmen von 5 Minuten würde ich mich sehr freuen?) Da die Schüler unter sehr großem Leistungsdruck stehen, kaum mündliche Spracherfahrung haben und oft keinen Sinn in dem Erlernen einer Fremdsprache sehen, muss ich meine Aktivitäten sehr sensibel und flexibel einsetzen. Schon einfache Vokabelspiele können die Schüler zur Mitarbeit bewegen. Außerdem unterrichte ich für eine halbe Stunde eine 11. Klasse, in der ich zum aktuellen Unterrichtsthema nochmals die deutsche Sichtweise oder vertiefende Informationen liefere und über diese anschließend mit ihnen diskutiere. 
            Am Donnerstag begleite ich ebenfalls zwei Klassen (8./9. Klasse), mit denen ich 5-minütige Gesprächsrunden durchführe. Außerdem habe ich zwei Einzelkonsultationen, in denen ich zwei Schülerinnen aus der 12. Klasse auf ihr mündliches Abitur vorbereite. Nach Schulschluss unterstütze ich gemeinsam mit dem französischen Fremdsprachenassistenten Franck die Lehrerin des Language Clubs (Deutsch-französische Sprach-AG). Die Schüler bauen berühmte Gebäude aus Frankreich und Deutschland nach, singen deutsche und englische Lieder, feiern unsere Feste oder probieren traditionelle Spiele aus. (Heute sollen wir Handball im Klassenzimmer spielen und ich bin mir nicht sicher, ob die Lehrerin (es ist ihr Wunsch) weiß wie brutal und schnell Handball sein kann. Ich habe Angst um die Einrichtung =))

Überraschende Besonderheit:

Zwei meiner Schülerinnen, die ich einzeln unterrichte, sprechen fließend deutsch, da sie bis zum zehnten Lebensjahr in Deutschland gewohnt haben. Sie sind sehr erfreut mit einer Muttersprachlerin zu sprechen. Für eines der Mädchen ist Deutsch die Muttersprache, sie spricht zuhause Pakistanisch und weitere 2 Fremdsprachen, hat aber für zwei Jahre nicht deutsch gesprochen und nun holen wir alle Kenntnisse gemeinsam zurück. Meine andere Schülerin ist zweisprachig in Pirna und in der Dresdner Neustadt aufgewachsen, hat aber nur ein Jahr in der deutschen Grundschule erlebt und daher Probleme mit dem Schreiben. Da ich in den Schulen versuche Hochdeutsch zu sprechen, ist es bei ihrem hervorragenden Sächsisch eine ziemliche Herausforderung nicht in unseren schmuddeligen Dialekt zu wechseln. =) (Könnt ihr euch meine Überraschung bei unserer ersten Begegnung vorstellen?) Die Stunden mit beiden Schülerinnen genieße ich sehr.


Titus Salt School (http://www.titussaltschool.co.uk/)

Diese Schule ist meine betreuende Institution und besorgt daher den Papierkram für mich. Leider haben die Lehrer an dieser Schule sehr wenig Zeit und halten sich hauptsächlich in ihren Klassenzimmern auf, sodass das Lehrerzimmer der Sprachabteilung auch in den Pausen fast immer leer ist. Über ein 5-minütiges Gespräch mit einem der Lehrer bin ich immer sehr erfreut.
             Ich arbeite in dieser Schule an Dienstagen und Freitagen. Meine Aufgaben an dieser Schule ähneln denen an der Beckfoot School. Ich betreue ingesamt 9 Schüler und Schülerinnen aus der 12. Klasse in Zweier oder Dreier-Grüppchen und 3 Schüler und Schülerinnen aus der 13. Klasse. Da die Klassen eines Jahrgangs alle zum gleichen Thema unterrichtet werden, wiederhole ich meine 30-minütige Vorbereitung 3-4 Mal hintereinander an einem Tag. Zusätzlich habe ich über die Woche verteilt 4 verschiedene Klassen, mit denen ich parallel zur Unterrichtsstunde kleine Gesprächsrunden zu aktuellen Themen durchführe. Zum Glück kann ich mit ihnen auch eigene Themen bearbeiten, da die Unterrichtsthemen teilweise schwer zu ergänzen sind. (Wenn jemand von euch eine Idee hat, was ich zum Thema Abtreibung oder Tierversuchen vertiefen könnte, werde ich mich wieder „strikter“ an den Lehrplan halten.=))

Was macht Ria an ihrem freien Mittwoch? - Universität von Leeds

Die Universität von Leeds bietet ein Programm für Fremdsprachenassistenten an, an dem ungefähr 200 Assistenten aus Leeds und der Umgebung teilnehmen. Jeden Mittwoch haben wir eine Stunde Englischunterricht, in dem wir mehr über die englische Sprache und Traditionen lernen. Die Stunden sollen vor allem auch als interkultureller Austausch dienen, da unterschiedliche Nationalitäten vertreten sind (China, Frankreich, Deutschland, Spanien, Oman). Außerdem haben wir an den Nachmittagen Vorlesungen zu ausgewählten Themen über unsere Region Yorkshire, das englische Schulsystem oder andere uns betreffende Bereiche. Die Verantwortlichen organisieren außerdem Feste und Ausflüge für die Assistenten.

Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Artikel eine Vorstellung von meinen Aufgaben und Aktivitäten in den Schulen geben. Dieser Pädagogische Austauschdienst gibt mir die Möglichkeit neue Erfahrungen im Unterrichten von Deutsch als Fremdsprache und Schülern mit wenig Deutschkenntnissen zu sammeln. Außerdem muss ich sehr flexibel auf die Schüler reagieren und kreative Aktivitäten entwickeln. Es ist eine tolle Chance für den zukünftigen Lehrerberuf hilfreiche und lehrreiche Erfahrungen zu bekommen. Mein persönlicher Wunsch für dieses Jahr ist, das Interesse der Schüler für die deutsche Sprache zu erwecken und sie durch Spiele und interessante Gesprächsrunden für das Erlernen unserer Muttersprache zu motivieren.

"A different language is a different vision of life" Frederico Fellini 

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